
Events·06 May 2025
LENGGRIES, DEUTSCHLAND (15.05.2025)
Wenn Jakob Kolbeck über taktische Ausrüstung spricht, dann mit dem Wissen eines Mannes, der sie selbst im Einsatz getragen hat. In unserem aktuellen Interview berichtet der Geschäftsführer von Lindnerhof, wie reale Erfahrungen die Designphilosophie des Unternehmens prägen und Endnutzererfordernisse, Modularität und Innovation in den Mittelpunkt jedes Produkts rücken.
Lindnerhof ist Spezialist für Hochleistungs-Lasttragesysteme und taktische Ausrüstung für Militär, Polizei und Spezialeinheiten. Das Unternehmen, vor allem bekannt für seine leichten Plattenträger, modularen Taschen und Gürtel, konzentriert sich auf robuste Lösungen, die sich an unterschiedlichen Einsatzprofilen orientieren.
Jakob Kolbeck hat viele Jahre selbst an Spezialeinsätzen mitgewirkt. Sein Weg in die Welt der innovativen taktischen Ausrüstung ist von diesen Erlebnissen geprägt. Seine Erfahrung in der operativen Praxis, darunter auch als Heeresbergführer, ist ausschlaggebend dafür, wie Lindnerhof heute Ausrüstung entwickelt und produziert. Kolbeck ist überzeugt, dass seine operativen Erfahrungen unmittelbar in die Produktentwicklung seines Unternehmens einfließen müssen.
„Bei meinen Spezialeinsätzen habe ich gelernt, mich schnell auf veränderte Situationen einzustellen und unter Druck wichtige Entscheidungen zu treffen.”
„Diese Denkweise – die Fähigkeit zum „Planen, Umsetzen, Prüfen, Handeln“ – steckt in allem, was wir bei Lindnerhof tun. Es geht darum, unsere Produkte ständig weiterzuentwickeln und zu verbessern“, so Kolbeck.
Zu den herausragenden Produkten, die diesen Ansatz widerspiegeln, gehören die taktischen Klettergurte von Lindnerhof. Sie wurden aus Kolbecks Praxiserfahrung geboren und kombinieren sein Wissen sowohl als Spezialeinsatzkraft (SOF) als auch als Heeresbergführer.
„Die taktischen Klettergurte sind ein perfektes Beispiel dafür, wie unsere operative Erfahrung unsere Designs prägt. Sie sind nicht nur funktionell – sie sind praktische Lösungen für reale Probleme, die wir im Einsatz erlebt haben“, so Kolbeck.
Die Produktdesign-Philosophie von Lindnerhof dreht sich um einen zentralen Grundsatz: Funktionalität geht vor. Kolbeck betont, dass das Unternehmen niemals Kompromisse bei den operativen Anforderungen eingeht, um Produkte kommerziell attraktiver oder komfortabler zu machen. Jedes Ausrüstungsteil ist auf die Erfordernisse des Anwenders abgestimmt, sodass die Funktionalität immer Vorrang vor unnötigen Features hat.
„Wir fügen niemals Spielereien hinzu, die keinen echten taktischen Zweck erfüllen“, sagt Kolbeck. „Wir würden beispielsweise keine zusätzliche Polsterung an einem Plattenträger anbringen, wenn dies zur Folge hätte, dass sich ein Gewehr nicht mehr richtig an die Schulter legen lässt. Jede Designentscheidung wird mit Blick auf die Mission getroffen.“
Dieser Fokus auf Praxistauglichkeit führt zu konsequenter Innovation. Auch wenn Lindnerhof stets um Verbesserung bemüht ist, betont Kolbeck, dass Innovation nicht einfach nur Trends folgt, sondern echte Problemlösungen im Sinn hat.
„Innovation ist für uns kein Selbstzweck. Wir entwickeln Neues, um reale Probleme zu lösen“, erklärt Kolbeck.
„Wenn wir neue Ausrüstung entwickeln, dann, weil wir eine Möglichkeit sehen, die Funktionalität zu verbessern – sei es durch intuitivere Handhabung oder höhere Belastbarkeit unter extremen Bedingungen.“
Einer der wichtigsten Faktoren in Lindnerhofs Designprozess ist das Feedback der Nutzer. Kolbeck macht deutlich, dass das Feedback von Militär und Polizei unerlässlich ist, um Produkte weiterzuentwickeln und zu verbessern.
„Wir behaupten nicht, alle Antworten zu haben“, räumt Kolbeck ein. „Das Feedback von echten Nutzern – insbesondere von Elite-Spezialeinheiten – ist absolut entscheidend. Sie sind unsere wahren Produkttester in den anspruchsvollsten Umgebungen. Ohne ihre Erkenntnisse würden wir riskieren, Ausrüstung zu entwickeln, die den realen Anforderungen im Einsatz nicht gerecht wird.“
Diese Feedback-Schleife ist ein integraler Bestandteil von Lindnerhofs Entwicklungsprozess, der dafür sorgt, dass jedes Produkt nicht nur getestet, sondern von jenen gutgeheißen wird, die am meisten darauf angewiesen sind.
Kolbeck widmet sich auch der Herausforderung, beim Produktdesign Belastbarkeit, Gewicht und Anpassbarkeit unter einen Hut zu bringen. Lindnerhofs Ansatz ist es, immer zuerst die operativen Anforderungen zu verstehen und erst dann die entsprechenden Designelemente festzulegen.
„Unser Augenmerk gilt nicht zuerst dem Gewicht eines Produkts. Vielmehr konzentrieren wir uns auf die Leistungsanforderungen. Zum Beispiel stand bei der Konzeption unseres ultraleichten Plattenträgers nicht die Gewichtsreduzierung im Vordergrund, sondern die Erfüllung spezifischer Leistungsanforderungen. Erst dann haben wir auf die Gewichtsreduktion geschaut, ohne dabei die Belastbarkeit zu beeinträchtigen“, erklärt Kolbeck.
Diese Philosophie ist besonders bei Lindnerhofs modularen Systemen wichtig, die eine Anpassung an spezifische Einsatzerfordernisse erlauben.
„Modularität ist für unser Design eine Grundforderung. Sie ermöglicht eine individuelle Anpassung der Ausrüstung, was bei heutigen Einsätzen, wo jede Mission ihre eigenen Anforderungen hat, ein entscheidender Aspekt ist. Wir arbeiten ständig daran, die Modularität unserer Produkte zu verbessern“, so Kolbeck.
Lindnerhof spielt innerhalb von Mehler Systems eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung integrierter Schutzlösungen. Für Jakob Kolbeck ist die Zusammenarbeit über die Spezialmarken der Gruppe hinweg – insbesondere mit Mehler Protection – ein unverzichtbares Element der Innovation.
„Innerhalb von Mehler Systems arbeiten wir eng mit den anderen Marken zusammen, insbesondere im Bereich der Ballistik. Dadurch können wir nicht nur das Schutzniveau erhöhen, sondern auch die Integration der Systeme insgesamt verbessern. Das M.U.S.T.-System ist ein Paradebeispiel dafür, wie unsere Zusammenarbeit mit Mehler Protection zu einer deutlichen Verbesserung der Sicherheit und der Mobilität der Nutzer geführt hat“, erklärt Kolbeck.
M.U.S.T. – das steht für Modular Universal Scalable Technology – ist ein missionskonfigurierbares Schutzsystem, das auf einem skalierbaren Plattenträgerkonzept basiert. Konzipiert für Militär- und Polizeieinsätze, erlaubt M.U.S.T. es den Anwendern, ihr Schutzniveau durch die Kombination modularer ballistischer und textiler Komponenten – wie Oberarm-, Rippen- und Oberschenkelplatten – über präzise entwickelte Schnittstellen anzupassen.
Von leichten Plattenträgern bis hin zur Vollschutzausrüstung bietet M.U.S.T. ein hohes Maß an Anpassbarkeit, das in Sekundenschnelle ein Auf- oder Abrüsten entsprechend den Einsatzanforderungen erlaubt. M.U.S.T. steht exemplarisch für Lindnerhofs ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Funktionalität, Mobilität und Schutz.
Kolbeck ist sich im Klaren darüber, dass der Branche große Veränderungen bevorstehen, insbesondere angesichts globaler Konflikte und sich verändernder taktischer Doktrinen. So hat der Krieg in der Ukraine zu einer Verschiebung der Prioritäten der Streitkräfte geführt, was sich wiederum auf die Produktentwicklung auswirkt.
„Die Dynamik der modernen Kriegsführung verändert sich, vor allem aufgrund der Lehren aus Konflikten wie dem Ukrainekrieg. Die Streitkräfte passen ihre Strategien an, und wir müssen diesen Veränderungen durch kontinuierliche Verbesserung unserer Produkte stets einen Schritt voraus sein“, erklärt Kolbeck.
Er weiß auch um die steigende Nachfrage nach modularen Schutzsystemen und leichtgewichtigen Lösungen, zumal die Polizeikräfte vor neuen Herausforderungen, wie zum Beispiel Amokschützen, stehen.
„Die Polizei ist mit ihren eigenen Herausforderungen konfrontiert. Wir arbeiten bereits an neuen modularen Schutzsystemen, die speziell auf die Polizei zugeschnitten sind“, verrät Kolbeck. „Wir reagieren nicht nur auf Veränderungen in der Branche, sondern antizipieren aktiv die Bedarfe der Zukunft.“
Kolbeck sieht den kommenden Innovationen bei Lindnerhof mit Freude entgegen. Das Unternehmen entwickelt derzeit mehrere neue Tragelösungen, die eine Leistungssteigerung für Militär- und Polizeikräfte versprechen.
„Wir haben drei neue Tragelösungen in der Pipeline, von denen ich glaube, dass jede die Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte im Feld enorm steigern wird. Es ist eine spannende Zeit für uns, und ich freue mich darauf, mitzuerleben, wie diese Innovationen die Zukunft der taktischen Ausrüstung gestalten werden“, so Kolbeck abschließend.
Im Zuge seiner Weiterentwicklung wird Lindnerhof dank seines Engagements für praxisbewährtes Design, Zusammenarbeit und branchenführende Innovationen an der Spitze der Entwicklung taktischer Ausrüstung bleiben und sich auch in Zukunft den dynamischen Anforderungen von Spezial-, Militär- und Polizei-Einsatzkräften auf der ganzen Welt gewachsen zeigen.
Hier erfahren Sie mehr über Lindnerhof.